Wo zum Teufel steckt die Zielgruppe? – Oder: Wie Sie einfach ermitteln, welches Netzwerk Ihre Kunden nutzen

„Gehen Sie in das soziale Netzwerk, in dem sich Ihre Kunden befinden!“, sagt der Social Media Spezialist süffisant und lässt Sie dann stehen. Wo diese sich jedoch befinden: Keine Ahnung!

Daher wollen wir hier heute einen einfachen Ansatz vorstellen, wie Sie Ihre Zielgruppe in den Social Networks finden. Und wirklich einfach. Aber zugegebener Maßen etwas zeitraubend.

Grundlage

Unser Ansatz beginnt mit zwei grundlegenden Dingen. Erstens: Sie haben auf Ihrer Website bzw. in Ihrem Blog entsprechende Verknüpfungen zu den Netzwerken eingebaut, aus denen zu entnehmen ist, wie oft die einzelne Seite in welches Netzwerk geteilt (empfohlen) wurde. Zweitens: Wir gehen davon aus, dass derjenige, der die entsprechende Seite geteilt hat, genau auf Ihre Zielgruppe passt. Warum sonst sollte er sich von dem Inhalt / Produkt angesprochen fühlen und dieses seinen (der einfachhalthalber einfach mal alle sogenannt) Followern kund tun?

Mit diesen beiden Festlegungen können wir ans Werk gehen!

Daten ermitteln

Nun kommt die Fleißarbeit. Rufen Sie alle Seiten auf, und entnehmen dem eingebauten Social-Media-Sharingbuttons, wie viele Shares (also Teilungen) es für die Seite in welchem Netzwerk gegeben hat. Notieren Sie sich diese und addieren Sie diese im Anschluß auf.

Wenn Sie im Hintergrund ein gutes Tracking-und-Anlayse-System haben, können Sie sich dies vielleicht sparen. Machen Sie es aber trotzdem mal, wenn auch nur für eine kleine Stichprobe. Denn wir werden nicht nur bei der ersten Datenerhebung bleiben.

Und damit sind wir schon bei dem zweiten Punkt der Erhebung: Kategorisieren Sie jede Seite, die Sie in Ihre Auswertung einfließen lassen. In unserem Beispiel haben wir uns unseren Blog angesehen. Nur die Seiten kann man mit Hilfe von Button-Lösungen an die Netzwerke teilen. Jeder Blogartikel ist einem bestimmten Thema zugeordnet und dieses haben wir zur Kategorisierung verwendet. Sollte mal ein Artikel zwei oder mehr Themenblöcken zugeordnet worden sein, haben wir uns den ausgesucht, auf den er am besten passte.

Auswerten der Ergebnisse

Nachdem Sie nun die Daten aufgenommen haben, geht es logischerweise an das Auswerten der Ergebnisse. In unserem Beispiel werden wir nicht die volle Auswertungstiefe gehen. Dies wird einem Kleinunternehmen in der Regel reichen. Aber Sie können das Ganze ja jederzeit ausbauen.

Im ersten Schritt schauen wir uns mal die Netzwerke und die Zahlen in Ihrer Gesamtheit an. Wir bieten in unserem Blog Teilen-Buttons für sechs verschiedene Netzwerke (Facebook, Twitter, Google+, Xing, LinkedIn, Flattr) an. Da schon bei der Datenerhebung zu erkennen ist, dass offensichtlich niemand nach Xing oder Flattr geteilt hat, lassen wir diese beiden Netzwerke außer Acht. Auch bei LinkedIn kann man, da jeder betrachtete Artikel genau einmal in das Netzwerk geteilt worden ist, nicht von einer Zielgruppenbestimmung sprechen.

Verteilung aller Shares

Verteilung aller Shares (in 2015) über die Netzwerke Google+, Facebook und Twitter

Die Gesamtheit über alle Teilungen ergibt schon einmal ein interessantes Bild: 43% aller Shares gingen nach Google+, 30% nach Twitter, der Rest ist an Facebook gegangen. Wir haben damit eine sehr homogene Verteilung, so dass in unserem Beispielfall nicht genau gesagt werden kann, in welchem Netzwerk nun eigentlich unsere Kunden stecken.

Erschwert wird das Ganze auch, dadurch, dass nicht unbedingt eine homogene Zielgruppe abgedeckt wird. So behandeln wir schließlich (wenn auch nicht unbedingt gleichwertig) in unserem Blog die Themen Marketing (Kundengewinnung, Kundenbindung, Social Media Kommunikation), Management (Controlling, Revision) und Personal. Damit gibt es also im schlechtesten Fall drei verschiedene Zielgruppen, die auch in unterschiedlichen Netzwerken zu finden sein können.
Wie ist es bei Ihnen? Wie viele verschiedenen Themengebiete behandeln Sie bzw. unterschiedliche Produktkategorien sind in Ihrem Sortiment?

Daher müssen wir die Netzwerke mit den Blogthemen in Verbindung bringen. Und sehen, was sich daraus ergibt!

Verteilung Shares nach Thema und Netzwerk

So verteilen sich die Shares nach Thema und Netzwerk

Sobald die Daten entsprechend aufbereitet und in einer geeigneten Form visualisiert worden sind, stellen wir fest, dass die Leser unserer einzelnen Blogartikel keiner homogenen Massen entsprechen. So gehen 38% aller Shares aus dem Thema Kundenbindung & Kundengewinnung nach Google Plus, Dagegen kommen hieraus abgeleitet Social Media Kommunikations-Themen bei Lesern, die im Twitter-Netzwerk aktiv ihre Follower bedienen, gut an, während Controllingthemen bei diesen nicht so gefragt sind.

Ergebnis der Analyse

Wenn Sie von dem oben dargestellten Beispiel ausgehen, wäre hier nun eine Optimierung der Verteilung der eigenen Posts zu empfehlen. So müssten

  • Nach Facebook im Schwerpunkt Personalthemen gestreut werden.
  • über Twitter wären Management und allgemeine Themen zu verteilen und
  • Google Plus sind Informationen zu Personal und Kundenbindung (und Kundengewinnung) zu kommunizieren.

Fazit

Vorab, auch um Kritikern dieses Ansatzes etwas den Wind aus den Flügeln zu nehmen, dieser Ansatz ist natürlich mehr oder weniger eine Krücke. Vor allem, wenn die eigenen Daten nicht ausreichen, um feststellen zu können, in welchem Netzwerk sich jetzt eigentlich die eigenen Kunden aufhalten. Ein besserer Weg ist natürlich über Logfiles und Tracking, bei dem man sich an sieht, aus welchem Netzwerk der Besucher gekommen ist, auf welcher Seite er eingestiegen ist und was er sich alles angesehen/gelesen hat. Leider ist jedoch dieses Vorgehen für kleine Unternehmen entweder aus Zeit- oder Geldgründen nicht umsetzbar oder aber aufgrund der „No-Track“-Funktionalitäten, die sich immer mehr bei den Internet-Nutzern durchsetzen, azusätzlich mit einer sehr hohen Dunkelziffer behaftet.

Natürlich kommt hinzu, dass dieser Ansatz nicht für sich allein stehen kann und darf. Schließlich haben wir bestimmte Annahmen vorausgesetzt. So z.B. dass der Leser, der einen Artikel im Blog interessant findet und dieses teilt, immer zu Ihrer Zielgruppe gehören würde. Auch wird indirekt (nicht offen gesagt) angenommen, dass die Follower des entsprechenden Teilenden auch wenigstens entfernt an dem Thema interessiert sind. Erfolgreich können diese Annahmen dann logischerweise auch nur sein, wenn der Teilende zusätzlich zu einem Follower des Unternehmensaccounts im entsprechenden Sozialen Netzwerk geworden ist. Leider ist dies jedoch nicht unbedingt immer gegeben.

Uns sind also die Schwächen dieses Ansatzes wohl bewusst. Dies sollte auch für Sie gelten. Dennoch ist dieser Weg eine Möglichkeit, die Netzwerke hinsichtlich der eigenen Zielgruppen und Themen/Angebote soweit zu analysieren, dass man wenigstens eine Richtung / Tendenz findet. Und das ist für Einsteiger in die Thematik wie auch für kleine Unternehmen, die sich nur am Rande mit Social Media beschäftigen für den Anfang oft ausreichend.

Probieren Sie es einfach mal aus und lassen Sie uns alle an Ihren Erkenntnissen und Erfahrungen teilhaben.

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